Blaise Hofmann: Capucine

Wer kennt sie? Mannequin. Filmschauspielerin. – Eigentlich hätte sie lieber im Theater gespielt. – Freundin von Audrey Hepburn. Muse von Hubert Givenchy. Capucine.

Wer kennt sie? Mannequin. Filmschauspielerin. – Eigentlich hätte sie lieber im Theater gespielt. – Freundin von Audrey Hepburn. Muse von Hubert Givenchy. Capucine.

Am 1. März 1990 hat sie sich im Alter von 62 Jahren in Lausanne aus dem achten Stock und vom Balkon gestürzt. Sie hinterlässt weder Ehemann noch Kinder.

Um was gehts?

Ich kannte sie nicht. Aber womöglich bin ich auch einfach zu jung dafür. Capucine wird 1928 in Saint-Raphaël im Süden Frankreichs geboren. Der damals noch Germaine Lefebvre genannten jungen Frau wird die Gegend schnell einmal zu eng. Nach dem Krieg flieht sie nach Paris. 

Hier nimmt ihre Karriere ihren Anfang und sie lebt ein Leben als Femme fatale. Sie macht sich als Mannequin einen Namen, lernt Hubert de Givenchy kennen, der Capucine schliesslich ihren Blumennamen verleiht: Eine «Zierpflanze mit diskretem Duft, ideal für die Kollektion Frühling-Sommer».

Wir begleiten Capucine auf den rund 200 Buchseiten nach Amerika, wo sie für eine kurze Zeit sehr bekannt sein wird. Sie hat Glück und trifft auf die richtigen Personen. Capucine lebt ein Leben im Superlativ. Sie ist eine wunderschöne Frau. Und legt grossen Wert darauf, wie andere sie sehen. – Und genau das wird ihr in späteren Jahren zum Verhängnis.

Einfühlsam objektiver Duktus

Blaise Hofmann gelingt mit diesem Buch etwas ganz besonderes: Er portraitiert die schillernde Persönlichkeit Capucines, gibt ihr Tiefe, ohne Capucine selber etwas andichten zu wollen. Hofmann schafft Nähe, aber will uns Lesende auch nicht täuschen. 

In mancher Passage erinnert er uns daran, dass er seine Romanfigur selber nie getroffen hat, dass er nicht wissen kann, was tatsächlich in ihr vorgegangen ist. Und dennoch trifft er sich mit Leuten, die sie gekannt haben, besucht Orte, an denen Capucine verkehrt ist, liest Texte, die sie geschrieben hat, sieht Filme, in denen sie mitgespielt hat, durchforstet Archive und bringt so eine Menge an Informationen zusammen, die Capucine als Figur sehr differenziert erscheinen lassen.

Eine Hommage an die Künstlerin

Dieses Werk ist eine Art Hommage an Capucine, die viel geleistet und noch viel mehr geopfert und letztendlich kaum etwas zurückerhalten hat. Eine Frau und ein Schicksal, von Hollywood bekannt gemacht, ausgeblutet, danach abgeschoben und weggeworfen. 

Blaise Hofmann sorgt mit seinem Werk nun dafür, dass wir uns erinnern. 

Ein wunderschönes Buch. Nicht nur das Cover, sondern die ganze Idee dahinter.

Capucine

von Blaise Hofmann

aus dem Französischen von Barbara Traber

Zytglogge Verlag | 2020 | 200 Seiten

ISBN 978-3-7296-5032-9 | Gebundener Einband

Zum Buch

Disclaimer: Rezensionsexemplar vom Verlag

2 Kommentare

  1. Zeilentänzerin

    Das klingt richtig toll! Danke für diese Leseempfehlung!

    Zeilentänzerin

    Antworten
    • Noëmi

      Sehr gerne. 🙂 Ja, es ist wirklich ein tolles Buch!

      Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

zwei × zwei =

Bild Rezension Tod in Genua von Romana Ganzoni

Romana Ganzoni: Tod in Genua

Romana Ganzoni gibt mit Tod in Genua ein eindrückliches Romandebut. Ich erzähle euch im Artikel, warum ich nach anfänglichen Startschwierigkeiten, das Buch nun zu meinen Top 5 der in 2020 gelesenen Bücher zähle.

Eine Hand hält das Buchcover vor einem Rosenstrauch mit gelblich bis orangen Rosenblättern. Die Sonne scheint in die grünen Blätter des Strauchs. Das Cover ist mittig positioniert.

Yuval Noah Harari: Eine kurze Geschichte der Menschheit

Sachbuch | Lust auf ein Buch, das den Horizont erweitert? Yuval Harari beleuchtet die Menschheitsgeschichte in seinem meisterhaftem Werk aus einer völlig neuen Perspektive. Erkenntnisse und Aha-Momente garantiert.

Buchcover vor Holzhintergrund

Lukas Bärfuss: Koala

«Koala» von Lukas Bärfuss ist so ganz anders, als der Titel auf den ersten Blick verspricht. Woran hast du gedacht, als du Koala gelesen hast? Ein kuschliges Tier mit Knopfaugen, das an einen Baum geklammert friedlich Eukalyptus mampft? Dann gehts dir ähnlich wie mir. – Das Buch handelt aber von Suizid.