Eine Legende, drei Geschichten
Während der junge Mönch Ronan im Jahr 1116 auf der einsamen und gottgefälligen Insel Skellig Michael irgendwie nicht so richtig ins Schema passen will, kümmert sich Ceit 1867 im neben den Klosterruinen neu erbauten Leuchtturm um ihre depressive Schwester, die Frau des Leuchtturmwärters. Sie sorgt auch für deren zwei Jungs und den gemeinsamen Haushalt. Als Rebecca (in der Gegenwart) vor ihrer kaputten Ehe und unangenehmen Gefühlen Hals über Kopf nach Irland flieht, will es der Zufall, dass sie auf eben jener Insel landet und sich mit dem Historiker Joseph Flanagans in alte Mythen und Legenden verstrickt. Das Leuchten über den Klippen handelt von Liebe und dem tragischen Ende, von Familiengeschichten, vom Schicksal und davon, jenes selbst in die Hände zu nehmen.
Skellig Michael – ein UNESCO Welterbe
So unterschiedlich die Figuren, deren Geschichten und soziales Umfeld auch sein mögen – eines verbindet sie alle: Die Faszination einer ungemütlichen Insel mit kaltem, rutschigem Stein, viel Wind und wenig Leben. Die Lebensbedingungen auf Skellig Michael sind eindrücklich beschrieben, sodass ich am Ende ein sehr konkretes Bild vor Augen hatte. Ich wurde neugierig – gibt es diese Insel tatsächlich? – und begann zu recherchieren. Ja, es gibt sie!
Hast du vielleicht die Star Wars Episoden VII (Das Erwachen der Macht) oder VIII (Die letzten Jedi) gesehen? Dann kennst du die Insel, denn Teile dieser zwei Filme wurden auf Skellig Michael gedreht. So oder so empfehle ich dir aber einen kurzen Besuch auf dem Reiseblog von Susi BlackDotsWhiteSpot: Sie hat Michael Skellig selbst besucht, beschreibt ihre Reiseeindrücke lebhaft und versieht ihre Ausführungen mit wirklich tollen Fotos.
Ist es Liebe oder die Flucht vor dem Alleinsein?
Rückblickend ist für mich der Klappentext des Buches relativ irreführend: Er spricht vom «Schauplatz einer tragischen Liebe». Ich würde die zentrale Thematik des Buches aber ganz anders beschreiben: Wie halten wir das Alleinsein aus und warum ist es so wichtig?
Die Mönche im 12. Jahrhundert lebten auf der Insel ein asketisches Leben, wobei der Hunger und die selbstauferlegte Schlaflosigkeit sie quälten, sie sich dadurch aber auch näher bei Gott glaubten. Dieses Leben hielten sie jedoch nur in der Gemeinschaft der Brüder aus. Die gute Ceit sehnt sich nach Leben und Liebe, stellt sich und ihre Bedürfnisse stets in den Schatten ihrer Schwester und fühlt sich dabei allein gelassen. Und auch Rebecca will den Betrug ihres Ehemannes nicht konfrontieren, weil sie Angst vor dem Ende und vor der Einsamkeit hat. Das Thema Alleinsein ist im Buch eigentlich omnipräsent und mir stellt sich die Frage: Wie nah stehen sich Liebe und das Bedürfnis nicht allein zu sein denn eigentlich?
Leseempfehlung: Aktueller denn je
Nebst dem gekonnt verwobenen historischen Material bietet Das Leuchten über den Klippen überraschend viel Dynamik, Spannung und authentische Figuren. Grad in der aktuellen Pandemie-Situation, in der viele Menschen im Homeoffice oder in der Isolation auf sich selbst zurückgeworfen sind, ist das Alleinsein oder die Einsamkeit ein weit verbreitetes Thema. Viele hinterfragen mit der fehlenden Ablenkung ihr Leben: Bin ich glücklich? Bin ich unzufrieden? Was brauche ich? Was stört mich? Das Leuchten über den Klippen bietet den einen oder anderen Gedankenanstoss zum selbstbestimmten Leben und motiviert: Nimm dein Leben selbst in die Hand!
Das Leuchten über den Klippen
von Sophia Cronberg
mit einem Nachwort von Frank Urbaniok
FISCHER Taschenbuch | 2017 | 367 Seiten
ISBN 978-3-596-03688-2 | Taschenbuch
Hallo =) Das hört sich nach einem Wohlfühlbuch an, danke für den Tipp!
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende,
Zeilentänzerin
Auf jeden Fall. Danke dir vielmal, das wünsche ich dir auch, liebe Zeilentänzerin!