Mit Bittersüsse Zitronen steige ich direkt beim zweiten Band der im Diogenes Verlag veröffentlichten Capri-Krimi-Reihe von Luca Ventura ein. Den ersten Band habe ich nicht gelesen. Das klappt aber wunderbar, an die zwei Hauptfiguren Enrico Rizzi und Antonia Cirillo habe ich mich rasch gewöhnt. Die fehlenden Informationen machen mir nichts aus, im Gegenteil: Es macht die Figuren irgendwie spannender. So muss ich mir ausmalen, was vorher wohl passiert sein mag, warum sie sind, wie sie sind.
Im Wechsel folge ich dem Schulterblick Rizzis und Cirillos – dieser Wechsel ist anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig, da ein Hinweis auf die jeweilig aktuelle Perspektive im Titel fehlt. Bald aber tauche ich dennoch in die Geschichte ab.
Familienfehden und Liebschaften
Nachts kommt eine Ape (Kleintransporter) auf Capri vom Weg ab und stürzt einen steilen Abhang hinunter. Mit an Bord die wunderschöne Elisa Constantini. Ein Anschlag oder ein Unfall? Das Ermittlerpaar Rizzi und Cirillo stossen auf längst vergangene Familiengeschichten der Constantinis (ihnen gehört die Zitronenfabrik auf Capri) und decken Dinge auf, die sie sich nie hätten träumen lassen. Die verunglückte Ape gehört Aurora Bellini. Was ist ihre Rolle, was hat dies zu bedeuten? Und welche Rolle spielt der ehemalige Zitronenpflücker und neuer Inhaber der Zitronenfabrik im Ganzen?
Malerisches italienisches Ambiente
Kristallblaues Meer, spritzende Gischt und Sonnenbrillen. Spaghetti, Tomaten und Verspa fahren. Ein Inselleben par excellence, jede Menge Limoncello – und mittendrin ermitteln Mann und Frau. In Bittersüsse Zitronen werden sämtliche italienischen Klischees bedient.
Dies lässt einen zwar wunderbar nach Italien träumen, bietet aber leider auch nichts wirklich Neues. Die Beschreibungen entsprechen den bereits existierenden Bildern im Kopf. Die Handlung tröpfelt im sommerlich drückend heissen Wind dahin. Ich mag es, wenn unerwartete Dinge passieren, wenn Figuren Ecken und Kanten beweisen – dies hat mir hier leider oft gefehlt. Wenig kam für mich in der Geschichte wirklich überraschend.
Leichte Sommerlektüre
Die Story ist zwar stringent aufgebaut, die Spannung lässt aber noch Luft nach oben. Das Buch eignet sich als «leichte Kost» für einen gemütlichen Tag am Strand. Ein ideales Ferienbuch? Inhaltlich hinterliess der Roman bei mir nichts Bleibendes.

Bittersüsse Zitronen. Der Capri-Krimi.
von Luca Ventura
Diogenes Verlag | 2021 | 320 Seiten
ISBN 978-3-257-30082-6 | Taschenbuch
Disclaimer: Rezensionsexemplar vom Verlag
Hey, Noëmi, ich lese sehr gerne und oft Bücher aus dem Diogenes-Verlag. Das hier sagte mir bisher gar nichts. Deshalb freue ich mich, wieder eines entdeckt zu haben. Leichte Lektüren für zwischendurch sind hin und wieder eine gute Sache, aber wenn ein Buch keinen großen Eindruck hinterlässt, ist das schade, vor allem, wenn man sich vielleicht mehr erhoffte.
Liebe Grüße,
Zeilentänzerin