«Mit diesem Buch möchten wir Sie ermutigen, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern offen zu sein für Neues.»
– Vorbermerkung von M. Morgenthaler und M. Zaugg
Mathias Morgenthaler und Marco Zaugg möchten mit ihrem Buch Menschen inspirieren, die beruflich einen neuen Weg einschlagen wollen. Sie liefern in Aussteigen – Umsteigen eine theoretische Einführung zum Thema Veränderung, inspirierende Vorbilder und konkrete Handlungsanweisungen für mögliche erste Schritte. Ihre Tipps sind aus 20 Jahren Coaching-Erfahrungen gewachsen. Ihr Werk sehen sie selbst weder als Karriereliteratur noch als Selbstverwirklichungsbuch – und doch ist es irgendwie beides.
Wo bleibt die Leidenschaft, wenn die Emotion fehlt?
Im ersten Drittel des Buches führen sie eine theoretische Abhandlung darüber, was uns hindert, Veränderungen mit offenen Armen anzunehmen und was die Motivatoren sind, die uns dann doch in Bewegung setzen. Umsteiger:innen erzählen von ihren Erfahrungen, Job und Berufung – und dass letzteres oftmals nicht dasselbe war. Es sind sehr vielseitige und inspirierende Menschen mit unterschiedlichen Lebensvisionen und Lebensläufen. Schade, dass ihre Entwicklungen oft sehr einfach dargestellt sind. Beinahe so, als hätten sie kaum gekämpft. Dies holt jemanden, der gerne aussteigen möchte, es aber bisher nicht geschafft hat, kaum ab. Im Gegenteil, es verunsichert vielleicht sogar und möglicherweise kommen selbstkritische Gedanken auf: Wenn es so einfach ist, warum schaffe ich es denn nicht?
In meinen Augen fehlt dem Buch die gesunde Portion Emotion, die bei diesem Herzensthema doch so wesentlich ist. Der Ton ist durchgehend sehr wissenschaftlich. Die Tipps sind zweifelsohne sehr wertvoll und gut. Aber es hat mich einfach nicht berührt, weshalb ich das Buch auch mehrere Male beiseite legen wollte.
Selbstcoaching vs. Berufswechsel
Ich frage mich, ob die Autoren vielleicht einfach zu viel gewollt hatten? Der Titel verspricht Themen rund um den Berufswechsel – tatsächlich finden sich aber darüber hinaus auch sehr viele Selbstcoaching-Inhalte darin. Selbstverständlich geht das eine Hand in Hand mit dem anderen, aber ich hätte einen stärkeren Fokus auf das berufliche Umsteigen erwartet. Mit dem letzten Drittel des Buches wurde ich hier dann doch noch fürs Warten belohnt: Morgenthaler und Zaugg listen hier wertvolle und konkrete Vorgehensweisen, Übungen oder Fragebogen für eine subjektive Standortbestimmung oder erste Schritte, um in Bewegung zu kommen. Nur eben leider erst am Ende.
Buchempfehlung?
Wer sich gerne auf wissenschaftliche, rationale Art mit dem Thema Selfcoaching und Standortbestimmung Job beschäftigt, der oder die ist mit diesem Buch gut beraten. Ich für meinen Teil konnte leider wenig Neues aus der Lektüre mitnehmen und ging offenbar auch mit falschen Erwartungen an dieses Buch heran. Die Grundidee der Herren «[…] geht es uns darum, dass Sie ambitioniert unterwegs sind und Ihre Träume, Talente, Bedürfnisse und Werte ernst nehmen» und die Ratschläge finde ich sehr schön, wichtig und richtig. Allerdings fehlt mir wie oben erwähnt eine grosse Portion Empathie und Emotion in der Umsetzung.
Aussteigen – Umsteigen
von Mathias Morgenthaler und Marco Zaugg
Zytglogge Verlag | 2022 (5. vollständig überarbeitete Ausgabe) | 320 Seiten
ISBN 978-3-7296-5085-5 | Klappenbroschur
Disclaimer: Rezensionsexemplar vom Verlag
So richtig überzeugen konnte mich das auch nicht, danke für die ehrlichen Worte;)
LG
Julina
Gerne. Ehrlich zu bleiben, finde ich wichtig.
Ich wünsche dir einen schönen Sonntag!