María Reig: Die Journalistin

Historischer Roman | Spanien, 1923. Die Geschichte handelt von Elisa Montero, die Journalistin werden will, doch die Gesellschaft erlaubt dies nicht. Also muss sie einen anderen Weg finden, um ihre Leidenschaft des Texteschreibens ausleben zu können und verstrickt sich dabei in allerlei Schwierigkeiten.
Bildcover Die Journalistin neben Zimmerpflanze

Ein Buch, das ich schon vor längerem gelesen habe und das mich aber sehr beschäftigt hat, ist «Die Journalistin» von María Reig. Die Geschichte handelt von einer jungen Frau, Elisa Montero, Anfang des 20. Jahrhunderts in Madrid. Sie will Journalistin werden, doch die Gesellschaft erlaubt dies (noch) nicht. Also muss sie einen anderen Weg finden, um ihre Leidenschaft des Texteschreibens ausleben zu können.

Freiheit als oberstes Ziel

Elisa wird von ihrer Tante an der kurzen Leine gehalten: Sie soll heiraten und Kinder gebären, wie das die Aufgabe der Frauen sei. Bis dahin erlaubt sie Elisa nach langem Bitten aber ein ehrenamtliches Praktikum bei einer Zeitung. Dies allerdings nur unter der Bedingung, dass sie als Sekretärin arbeitet und keine Texte schreibt und den Job wieder abgibt, sobald sie verheiratet ist. Elisa akzeptiert – und lotet ihre Grenzen aber bis schier ins Unermessliche aus. Dabei verstrickt sie sich in allerlei Schwierigkeiten …

Die Geschichte spielt während des Machtwechsels in Spanien von 1923 und die politischen und gesellschaftlichen Umstände fliessen stark ins Buch mit ein. Ich habe die einzelnen Geschehnisse zwar nicht historisch überprüft, finde aber, dass sie ansprechend zeitgemäss aufbereitet und in Szene gebracht wurden.

Starke Frauenfiguren

Sowohl Elisa Montero, die trotz aller Widrigkeiten ihren Traum verfolgt, als auch ihre beste Freundin Catalina symbolisieren die selbständig werdenden Frauen in Spanien zu jener Zeit. Insbesondere Catalina scheint ihrer Zeit weit voraus: Sie verzichtet darauf, zu heiraten, macht eine Ausbildung als Lehrerin und eröffnet eine eigene Schule. So sucht sie sich ihre eigene Aufgabe im Leben und inspiriert viele andere Frauen – so auch Elisa.

Stil und Aufbau

Marias Schreibstil gefällt mir gut. Sie beschränkt sich auf die relevanten Dinge. Ihre Handlung spricht. Sie formuliert schöne, jedoch tendenziell lange Sätze. Die Beschreibungen des Raums sind manchmal etwas zu ausführlich, insbesondere wirft Maria mit Strassennahmen um sich, mit denen ich nichts anfangen konnte. Die Spannung nimmt im letzten Drittel des Buches zu und arbeitet klar auf einen zweiten Band hin («Die Journalistin – Der Preis der Wahrheit»). Diesen habe ich in der Folge auch gelesen, war davon aber leider enttäuscht. Band 1 funktioniert klar besser, konsequenter und zielgerichteter.

Spannend fand ich, als die Erzählerin eine Andeutung macht, mit der sie die 4. Wand durchbricht:

«Hätte ich an dem Punkt aufgehört, hätten die Ereignisse vielleicht nicht diesen dramatischen Verlauf genommen.»

– Seite 477

Hier wird klar, dass sie uns Leser:innen die Geschichte erzählt, teilweise selbstreflektierend. Rückblenden sind aktiv formuliert, das nimmt uns mit und wir stecken mitten im Geschehen drin. Ein schönes Buch zum Abtauchen in eine andere Zeit, mit vielen Nebenhandlungen, die aber leider nur teilweise aufgelöst werden.

Coverbild Maria Reig: Die Journalistin

Die Journalistin – Die Macht der Worte

von María Reig

Goldmann Verlag | 2021 | 624 Seiten

ISBN 978-3-442-49094-3 | Klappenbroschur

Zum Buch

4 Kommentare

  1. Zeilentänzerin

    Hallo Noëmi, ich habe, als ich das Buch bzw. das Cover sah, sofort Lust bekommen, wieder einen historischen Roman zu lesen. Schade, dass dieser nicht zu 100% überzeugen konnte, dennoch scheint es ja ein lesenswertes Buch zu sein =)

    Zeilentänzerin

    Antworten
    • Noëmi

      Hi du! Wie schön, dass ich dich glustig machen konnte.

      Antworten
  2. Marie

    Hallo Noëmi,
    eine sehr schöne Rezension! „Die Journalistin“ hat auch schon mein Interesse geweckt. 🙂
    Liebe Grüße
    Marie

    Antworten
    • Noëmi

      Liebe Marie, vielen Dank! Wie schön, ich wünsche dir viel Freude damit.

      Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

4 + 6 =

Eine Hand hält das Buchcover «Hier und jetzt ist alles gut» von Pascal Stäuber vor einer Betonwand, die reich mit wildem Traubenblättern bewachsen ist. Es ist Herbst und die Blätter weisen Farben von einem hellen Grün bis zu einem warmen Rot auf.

Pascal Stäuber: Hier und jetzt ist alles gut

Roman | Wollen wir Lesende auch schwere Burnout-Emotionen nachempfinden? Meine Antwort: Ja, irgendwie schon – wenn sie ehrlich, authentisch und aus hoffnungsvoller Perspektive geschrieben sind.

Buch vor weissem Hintergrund und grünen, getrockneten Eucalytpus-Blättern

Lana Bastašić: Fang den Hasen

Roman | Fang den Hasen handelt von zwei Freundinnen, die mit einem Opel Astra einen Roadtrip von Mostar nach Wien machen. Aber nicht nur das: Auch durch die jugoslawische und ihre Geschichte.

Buchcover umrahmt von Eucalyptusblättern

Benedict Wells: Hard Land

Roman | Der fünfzehnjährige Sam steht an der Schwelle des Erwachsenwerdens, als bei seiner Mutter Krebs diagnostiziert wird. Zur selben Zeit lernt er Kristie, Cameron und Hightower kennen und verliebt sich. – Und das ist der Beginn eines einzigartigen Sommers voller Entzücken und Schmerz.