Natalie Meleri: Grundgefühle

Kurzgeschichten | Natalie Meleri veröffentlicht eine Kurzgeschichtensammlung mit 14 Erzählungen über Menschen und ihre tiefsten Emotionen. Wie ein roter Faden führen die Basisemotionen durch die vielfältigen Geschichten.
Das Bild zeigt eine Hand, die einen e-Reader von Tolino hält. Auf dem Display steht «Grundgefühle». Im Hintergrund ist eine steinige Waldlandschaft mit einem sanft fliessenden Bach zu erkennen.

Natalie Meleri ist in ihrer Freizeit Buchbloggerin und seit 5 Jahren insgeheim auch Autorin. Nun, was heisst hier insgeheim? Spätestens seit diesem September ist es ganz offiziell: Natalie Meleri schreibt Kurzgeschichten und veröffentlicht nun ein gutes Dutzend davon als Buch mit dem Titel «Grundgefühle».

Warum Grundgefühle?

Der Titel des Buches bezieht sich auf ein psychologisches Phänomen: «In der Psychologie gibt es sieben Grundgefühle (auch Basisemotionen genannt)», erklärt die Autorin in ihrem Nachwort. Diese Grundgefühle sind: Verachtung, Ekel, Wut, Angst, Trauer, Überraschung und Freude.

«Die Basisemotionen dienen als Grundlage für die meisten anderen Emotionen und beeinflussen unser Verhalten sowie unsere Reaktion auf die Umwelt.»

– Seite 98

Aber nicht nur für andere Emotionen dienen diese Grundgefühle, sondern auch als roter Faden in Meleris Kurzgeschichten, die nicht selten eine unerwartete Wendung nehmen.

14 Kurzgeschichten

Die Sammlung von 14 Kurzgeschichten ist so vielfältig wie die menschlichen Emotionen selbst. Jede Story entspringt einem anderen Grundgefühl, und wir sehen uns mit einer breiten Palette von Charakteren und Situationen konfrontiert.

Da ist zum Beispiel die Verachtung empfindenden Betrogene, die auf einem Balkon stehend eine Zigarette raucht. Oder der vom Leben gezeichnete und wütende Literaturkritiker, der wie wild Leserbriefe schreibt. Oder wir begleiten an einem freudigen Sonntag zwei Seelenverwandte in den Park.

Manche der Geschichten sind skurril, andere enden tragisch. Aber alle wirken sie wie aus dem Leben gegriffen. Eine der Geschichten hat die Autorin nach eigenen Angaben sogar selbst erlebt – welche das ist, lässt sie offen.

Emotionale Dynamiken

Meleris Schreibstil ist trocken und nüchtern, was in einem faszinierenden Kontrast zu den oft sehr emotionsgeladenen Inhalten steht. Daraus ergibt sich eine interessante Dynamik. Die Geschichten sind gut proportioniert und kurzweilig.

Vielleicht hätte ich mir noch ein paar mehr heitere Erzählungen gewünscht: Denn leicht verdaulich sieht anders aus. Viele der Geschichten verdienen tatsächlich die Triggerwarnung, die am Anfang des Buches steht.

👉 Eine spannende Kurzgeschichtensammlung, die von den menschlichen Emotionen erzählt und sie in ihrer ganzen Komplexität erkundet. Herzliche Gratulation zu deinem Erstling, liebe Natalie! Ich wünsche dir ganz viele glückliche Leser:innen.

Das Coverbild der Kurzgeschichten Sammlung von Natalie Meleri zeigt dunkelblau bis violette Wellen von links nach rechts. Den oberen und unteren Rand des Covers ziert eine weisse Fläche. Der Titel ist in weiss in die Mitte der Wellen gedruckt.

Grundgefühle – 14 Kurzgeschichten

von Natalie Meleri

Natalie Meleri c/o autorenglück.de | 2023 | 102 Seiten

ISBN 978-3-757-90069-4 (Taschenbuch) | eBook ePUB

Zum Buch

Disclaimer: Rezensionsexemplar von der Autorin

2 Kommentare

  1. Zeilentänzerin

    Ich musste beim Lesen der Rezension, besonders hinsichtlich der Sprache unweigerlich an Han Kangs „Menschenwerk“ denken. Die Autorin beschreibt darin ja ein bestialisches Massaker, tut das aber in einer äußerst nüchternen, fast poetischen Sprache. Ich will sagen, ich mag den Gegensatz von sachlichem Schreibstil zu heftigem Inhalt. Kurzgeschichtensammlungen finde ich allgemein sehr schön!

    Zeilentänzerin

    Antworten
    • Noëmi

      Menschenwerk kenne ich bisher nicht, tönt aber sehr eindrücklich. 🙂

      Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

4 × 5 =

Fritz Vischer: Frischluft

Roman | Als Vico in der Schule einen aufmüpfigen Aufsatz schreibt, ist dies und dass er Asthmatiker ist, für den Vater Anlass genug, den Jungen ins Internat und Kindersanatorium Pro Juventute in Davos zu stecken. Ob das eine gute Idee ist?

Bildcover Die Journalistin neben Zimmerpflanze

María Reig: Die Journalistin

Historischer Roman | Spanien, 1923. Die Geschichte handelt von Elisa Montero, die Journalistin werden will, doch die Gesellschaft erlaubt dies nicht. Also muss sie einen anderen Weg finden, um ihre Leidenschaft des Texteschreibens ausleben zu können und verstrickt sich dabei in allerlei Schwierigkeiten.

Claire Adam: Goldkind

Zwillinge wie schwarz und weiss. Eine liebende Mutter, ein strenger Vater. Eine Paradiesinsel. Die Schule. Ein Einbruch. Ein Sturm. Ein verlorener Sohn. Und schliesslich ein Anruf, der einen Vater eine Entscheidung fällen lässt, die nie jemand sollte fällen müssen.