Mit «Hier und jetzt ist alles gut» präsentiert Pascal Stäuber ein beeindruckendes Debüt. Das Buch ist im Mai 2023 im Bucher Verlag erschienen. Es erzählt von Ben, der sich allmählich von einem Burnout erholt: Wir erleben mit, wie ihn plötzlich die Panik umgibt, die Dunkelheit verschlingt. Und wie ihn die Erinnerung an früher, an eine alte Freundschaft, an die schönen, verträumten und auch selbstbewussten Momente allmählich wieder auf Trab bringen.
Einfach mal Pause drücken
Der Roman erinnert uns daran, wie wichtig es ist, selbst ab und an mal den Kopf zu lüften. Pausen einzulegen. Nicht nur die 15 Minuten bei der Arbeit, sondern auch zwischen den Arbeitstagen. Handy, Laptop aus und einfach machen, wozu man gerade Lust hat. Die Mails können problemlos auch einfach einmal einen Tag unbeantwortet bleiben. Oder?
«Ja, bei uns renne alle von morgens früh bis abends spät dem Geld hinterher. Sie vergessen das Leben[.]»
– Seite 239
Stimmungen, Gefühle und Sehnsüchte
Pascal Stäuber wählt für seinen Erstling kein leichtes Thema: Ein Burnout bedeutet schwere, in der Tiefe lauernde und wenig schöne Emotionen. Als Lesende wollen wir in Büchern Gefühle nachempfinden und miterleben. Aber wollen wir wirklich die negativen Gefühle, die gezwungenermassen mit einem Burnout oder einer Depression einhergehen, nachempfinden?
Meine Antwort ist: Ja, irgendwie schon. Wenn sie ehrlich und authentisch sind. Und gleichwohl in einem verdaulichen Masse vermittelt. Schon früher hatte ich einmal einen Roman von Felipe Vasques zum Thema Burnout gelesen. Später dann auch ein Sachbuch von Dr. med. Mirriam Priess, weil ich es genauer wissen wollte. Ich ging also nicht ganz unkritisch an Stäubers Buch heran.
Aber es hat mich überzeugt. Und weisst du warum? Weil Pascal Stäuber die Stimmungen, Gefühle und Sehnsüchte einfühlsam beschreibt. Es geht nicht darum, möglichst rasch wieder gesund zu werden. Klar, das auch. Aber man spürt den Struggle des Protagonisten. Wie er kämpft, um über die Trauer hinwegzukommen – auch wenn er gar nicht so genau weiss, wogegen er eigentlich kämpft.
Irland – malerisch und roh zugleich
Während Ben krankgeschrieben ist und zuhause die Zeit totzuschlagen versucht, erinnert er sich an seine Irland-Reise mit seinem besten Freund Thommy. Gemeinsam waren sie vor vielen Jahren mit Zug, Bus und per Anhalter nach England gereist, dann weiter nach Irland. Sie rauchten unzählige Zigaretten, brannten für leidenschaftliche Musik und gutes, irisches Bier und liessen sich treiben.
«Galway versprühte Internationalität und Grösse. Intellekt und Kunst. Mit Liebe und Zärtlichkeit. Und – wie irgendwie alles in Irland – mit einer wohligen Melancholie, die sich der schnellen und oft oberflächlichen Moderne entgegenstellte.»
– Seite 235
Diese Schilderungen und die Beschreibungen der Landschaften entfachten in mir den Wunsch, das malerische Irland selbst mal zu besuchen und mich in der rauen Natur dort treiben zu lassen.
👉 Der Roman hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Er erzählt die Geschichte eines kreativen Mannes, gefangen im Hamsterrad unserer Zeit, und wie er seinen inneren Künstler und Naturbeobachter nach langer Zeit wiederfindet:
«Glück hatte etwas mit Loslassen zu tun, daran erinnerte sich Ben in diesem Moment, in dem die Schneeflocken auf sein Gesicht fielen.»
– Seite 334
Hier und jetzt ist alles gut
von Pascal Stäuber
Bucher Verlag | 2023 | 344 Seiten
ISBN 978-3-99018-683-1 | Hardcover mit Umschlag
Disclaimer: Rezensionsexemplar von Verlag
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