Rosa Zambrano, die Protagonistin des ersten Zürich-Krimis von Seraina Kobler, möchte eine Familie gründen. Da aber bisher kein passender Partner zur Stelle ist, lässt sie ihre Eizellen in einer Kinderwunschklinik am Zürichsee einfrieren. Als Rosas Arzt kurz darauf tot aus dem See gefischt wird, wird die Kinderwunschklinik plötzlich zum Schauplatz eines mysteriösen Falls.
Die warmherzige Seepolizistin Rosa spielt in den Ermittlungen der Kriminalpolizei eine Schlüsselrolle und funktioniert als Drehscheibe zwischen See- und Kriminalpolizei. In was hatte sich ihr Arzt da wohl verstrickt?
Zürich mal anders
Seraina Kobler entführt uns in ihrem Krimi in ein weniger bekanntes Zürich – eine idyllische Seite der Stadt, fernab von Banken und Touristen. Stimmungsvolle Landschaftsbeschreibungen enthüllen ein liebliches Zürich mit Möwen, gemütlichen Cafés und einem malerischen Garten am Zürichsee. Insbesondere nicht Ortsansässige wie ich entdecken dabei ein ganz neues Zürich. Das hat mir sehr gefallen.
Liebevolle Details
In ihrer Freizeit ist Rosa im Garten oder in der Küche und verbindet beides. So beschreibt Seraina Kobler, wie Rosa jeden Morgen die Schnecken aus dem Salat pflückt und sie liebevoll wieder auf der Wiese aussetzt.
Oder sie schneidet im Garten ein paar Eisenkraut-Blätter einzeln ab, gibt sie in heisses Wasser und kocht daraus einen Tee. Sie zupft vorsichtig die Blüten der Pflanzen ab, legt sie in eine Eiswürfelform, giesst Wasser darüber und lässt beides zusammen gefrieren. Die blumigen Eiswürfel serviert sie in einer späteren Szene beim Aperitif im Weissweinglas.
Ich liebe diese kleinen stimmungsvollen Details. Und inspirierend finde ich sie auch – das mit den Eiswürfeln probiere ich auf jeden Fall mal aus. Sieht bestimmt wunderschön aus.
Genforschung
Eingefrorene Eizellen. Eine Kinderwunschklinik. Die Genschere in der Genforschung. Das alles klingt auf den ersten Blick futuristisch – und doch sind diese Themen schon heute Realität. Beim Lesen habe ich mir zum ersten Mal Fragen gestellt wie: Was ist, wenn wir Menschen tatsächlich so weit gehen, an den Genen unserer Embryos herumzuschneiden und damit ganz konkret in die Natur und Evolution einzugreifen? Haben wir nicht schon genug zerstört?
«Es stimmte schon, was Richi sagte: Menschen waren gut darin, Neues zu erfinden. Aber schlecht darin, die Folgen abzuschätzen.»
– Seite 202
👉 Ein spannender und sinnlicher Krimi, der nachdenklich stimmt und in einem modernen Setting spielt. Definitiv ein Lieblingsbuch – kann ich sehr empfehlen.
Tiefes, dunkles Blau
von Seraina Kobler
Diogenes Verlag | 2022 | 272 Seiten
ISBN 978-3-257-30091-8 | Taschenbuch mit Klappenumschlag
Disclaimer: Rezensionsexemplar von Verlag
Und es geht weiter
Für alle, die sich gerne in Buchreihen vertiefen, habe ich eine gute Nachricht: Es gibt bereits einen Band 2 der Zürich-Krimi-Reihe: Nachtschein wurde 2023 veröffentlicht, besprochen habe ich das Buch hier: Nachtschein.
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