Rebekka Salm: Wie der Hase läuft

Roman | Woher kommen wir? Wer waren unsere Vorfahr:innen? Was wissen wir wirklich über sie? Und: Spielt es denn eine Rolle?
TAGS: Romane
Das Buch steht zwischen den Ästen einer Hasel, die bereits erste hellgrüne Blätter trägt.

Das neue Buch von Rebekka erschien pünktlich zu Ostern. Passend, in Anbetracht des Titels. Doch was hat es mit dem Hasen auf sich?

Zwei Familien, eine Zeitreise und viele Einzelteile

Amsterdam, 1943: Emma, Wede, Ces. Ein Schuss fällt. Ein Leben geht zu Ende und zwei weitere in die Brüche.

Basler Hinterland, 1992: Ein Vater und Ehemann verlässt seine Familie und eine Frau liegt tot am Strassenrand.

In einer Stadt, 2018: Teresa begibt sich auf Spurensuche, während Mirco unter allen Umständen versucht, sich nicht zu erinnern.

Und kein Hase weit und breit.

Bruchstückhafte Erlebnisse und Erinnerungen

Wir streifen mit den Protagonist:innen durch die Zeit, machen mal hier und mal dort Halt. Wir erfahren bruchstückhaft von vergangenen Tragödien, von Schmerz und Liebe und vermuten, wie alles zusammenhängt.

Und das ist der springende Punkt: Wie sind die unterschiedlichen Geschichten verknüpft?

Sind sie verknüpft?

Und spielt es denn überhaupt eine Rolle, ob sie verknüpft sind?

Was tun wir bei Leerstellen?

Wer schon einmal Ahnenrecherche oder ähnliches betrieben hat, war bestimmt auch schon mit ihnen konfrontiert: Mit den Leerstellen, wenn eine Antwort fehlt, die nie mehr gefunden werden kann, weil die letzte Person, die das entscheidende Detail gewusst haben könnte, bereits tot ist.

Was tun wir in solchen Fällen? Oft schliessen wir die Leerstellen mit der einzigen, logisch erscheinenden Erklärung. Doch was, wenn es vielleicht gar nicht so war, wie es scheint?

«Etwas Schlimmes muss passiert sein. Ein Autounfall oder so. […]» – «Wie kommst du denn auf so was.» […] «Manchmal, Hase, sind die Dinge banaler, als man denkt.»

– Seite 167

«Wie der Hase läuft» hat einige Leerstellen zu bieten. Und diese faszinieren. Sie regen zum Spekulieren an. Doch während wir Leser:innen noch versuchen, die Lücken auf kreative Art und Weise zu füllen, werden wir auf einmal mit der Fragilität der menschlichen Existenz konfrontiert.

Und ja, eine solche Leerstelle ist auch der Hase. Er hoppelt ab und an durch Zeilen oder über Seiten. Doch warum ist er in der Hauptrolle? Ich habe mich für eine Antwort entschieden – wenn du das Buch gelesen hast, was ist die deine?

Wenn das Alltägliche zum Drama wird

Die Komposition ist wieder einmal formvollendet, liebe Rebekka. Der Erzählstil zeichnet sich durch eine gelungene Mischung aus Drama und subtiler Spannung aus. Während die Handlung von unerwarteten Wendungen und dramatischen Momenten durchzogen ist, sind es doch die leisen Beobachtungen und die feinen Nuancen, die dem Roman seine Tiefe verleihen.

👉 Das kann die Autorin wirklich gut und hat sie auch schon in ihrem letzten Buch «Die Dinge beim Namen» bewiesen – hier findest du meine Besprechung zum Buch. Auch «Wie der Hase läuft» lässt sich nicht einfach so in eine Schublade stecken. Und das gefällt.

Das Coverbild von «Wie der Hase läuft» zeigt eine junge Frau, die ein weisses Sommerkleid und ein Hasenkopf-Kostüm trägt. Sie steht draussen im Grünen, rechts ist ein Baumstamm zu sehen.

Wie der Hase läuft

von Rebekka Salm

Knapp Verlag | 2024 | 195 Seiten

ISBN 978-3-907334-20-1 | Hardcover

Zum Buch

Disclaimer: Rezensionsexemplar von Verlag

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